Die Arbeit am Leitseil wird üblicherweise mit Knotenhalfter und einem Bodenarbeitsseil, sprich dem Leitseil, durchgeführt. Bei einem sensiblen Pferd kann man natürlich auch ein normales Stallhalfter nehmen, oder, um den Schwierigkeitsgrad zu steigern, einen Halsring. Die Arbeit am Halsring ist eine gute Möglichkeit, um zur Freiarbeit überzugehen – wenn man nicht gleich ins kalte Wasser springen möchte.
An sich kann man sagen, dass die Arbeit am Leitseil nach den Regeln guten Horsemanships ein erweitertes und verfeinertes Führtraining ist. Das Pferd soll lernen zu folgen, Abstand zu halten, zuzuhören und zu warten. Hier sind der eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt. Für mich persönlich gehört dies zu einer fundierten Grundausbildung eines Pferdes dazu.
Was ich hier allerdings nicht für gut heiße, ist das „longieren“ an dem Leitseil. Klassischerweise haben die Arbeitsseile eine Länge zwischen 3 – 4,5 Metern. Auf einem solchen Radius sein Pferd schneller als im Schritt um sich herum zu schicken hat aus meiner Sicht viel mehr Nachteile wie Vorteile -ehrlich gesagt erschließt sich mir überhaupt kein einziger Vorteil.
Auch die Verwendung eines Knotenhalfters muss meiner Meinung nach mit großer Vorsicht erfolgen, und man muss wissen, welches Ziel man verfolgt. Will ich anatomisch korrekt arbeiten, ist das Knotenhalfter schlicht die falsche Wahl. Aber lies hier mehr dazu.
Das Ziel der Bodenarbeit sollte sein, Vertrauen zu stärken, Aufmerksamkeit und Konzentration zu fördern, sich aufeinander eingrooven. Grobes „am Seil schütteln“, ruckartige Hilfen, rücksichtsloses Einfordern von sofortigem Gehorsam gehören NICHT zu guten Horseman /-woman Eigenschaften. Schlecht ausgeführtes Horsemanship erkennt man sehr gut an eingeschüchterten Pferden, sie wirken gehetzt und „erledigen“ ihren Job.
Gutes Horsemanship lässt BEIDE strahlen – äusserlich, als auch von innen !
Übungen am Leitseil: folgen, anhalten, nach innen wenden, rückwärts gehen
All diese „Lektionen“ sollten nur auf kleinste Körpersignale hin erfolgen, ohne starkes rucken am Seil. Lehnst Du Dich leicht nach vorn, sollte Dein Pferd prompt losgehen, richtest Du Dich auf und verlagerst Dein Gewicht nach hinten, sollte Dein Pferd das ebenfalls tun. Zum Rückwärtsgehen lehnst Du Dich leicht nach hinten und bevor Du Deinen ersten Schritt beendet hast, sollte Dein Pferd sich schon im Rückwärts befinden. Das nach innen wenden ist schon etwas komplexer; Du lädtst Dein Pferd zu Dir ein indem Du Dich im 90° Winkel von ihm entfernst; dreh Dich schon leicht in die neue Bewegungsrichtung, in die Dein Pferd dann gehen soll. Auf Deine Einladung hin sollte Dein Pferd jetzt eine Hinterhandwendung nach innen, also in Deine Richtung machen. Jetzt liegt es an Deinem Timing, ob ihr die 180° Wendung vollendet, oder „stecken“ bleibt. Wichtig ist, dass Du Deinem Pferd genügend Platz lässt und versuchst, seine Schulter zu bewegen. Ich zeige meinem Pferd immer gern die neue Richtung an und schnalze zum aufmuntern. Also, Schulter einladen, Schulter Platz machen, Richtung zeigen, schnalzen – und los geht’s in die neue Richtung. Wenn das sitzt, nach der Wendung nach ein Halten einbauen, natürlich über Körpersignale und Gewichtsverlagerung, und fertig ist das wertvolle und gymnastizierende Führtraining !
Führübungen „auf Distanz“
Sie sind eine tolle Vorbereitung auf das Longieren, die Freiarbeit oder die Arbeit an der Doppellonge und ausserdem eine gute Möglichkeit zu prüfen, ob Du in Deinen Körpersignalen eindeutig und unmißverständlich genug bist. Klappen Lektionen auf Distanz, sitzen sie wirklich. Bei den „normalen“ Führübungen hält man einen Sicherheitsabstand zueinander von ca 1 Armlänge; bist Du hier bei einer Distanz von 3 -4 Metern angelangt ( man vergrößert den Abstand „Armlängenweise“), bist Du schon beim lateralen longieren angekommen…………………………………………
„Wahre Schönheit erkennt man nur mit dem Herzen – das Wesentliche bleibt für die Augen verborgen“ – Zitat