Bei Vielen ist das Verladen des Pferdes ein rotes Tuch, es stresst Mensch und Pferd oft gleichermaßen. Leider, denn mit der richtigen Vorbereitung und genügend Vertrauen ist Verladen nicht mehr als ein Spaziergang. Von einfachen Tricks bis hin zum ausgeklügelten Verladetraining gibt es viele Vorschläge, wie man sein Pferd mit 100%iger Sicherheit auf den Anhänger bekommt. Ich für meinen Teil halte es gern sehr einfach. Was meiner Meinung nach am Wichtigsten beim Verladetraining ist, ist Zeit. Einmal die Zeit, die ich meinem Pferd in der Trainingseinheit gebe, aber auch die Gesamtzeit, die ich uns gebe, bis mein Pferd sich grundsätzlich immer ganz zuverlässig und ruhig verladen lässt. Hier mein optimales Bild von stressfreiem Verladen: Ich gehe mit meinem Pferd ganz normal auf den Anhänger zu. Noch im laufen werfe ich ihm den Führstrick über den Hals, mein Pferd geht ganz unbeirrt weiter. Ich begleite es noch bis auf die Laderampe, bleibe aber oben an der Rampe stehen; mein Perd geht völlig entspannt weiter, in den Anhänger hinein. Es geht weit genug vor, so dass ich dann in aller Ruhe die hintere Stange einhängen und sichern kann. Nachdem ich die Rampe ebenfalls verschlossen habe gehe ich nach vorn und binde es an. Fertig, und los geht`s …!
Um dieses zu erreichen, sieht mein ganz eigenes Verladetraining so aus:
Schritt 1, ich zeige meinem Pferd den Anhänger;
es darf drumherum gehen, ihn beschnuppern, und es darf auch zurückweichen, wenn es sich vor seiner eigenen Courage erschreckt! Diesen Teil im Training finde ich sehr wichtig, denn dieses gewähren lassen baut Vertrauen auf – zum einen Vertrauen in sich selbst (also das Pferd in sich selbst), zum Anderen Vertrauen in den Menschen, dass er Pferd nicht zu etwas zwingt, wo es Angst vor hat.
Nach ausreichender Inspektion kommt dann Schritt 2:
ich stelle mich auf die Laderampe und verlange von meinem Pferd, dass es sich mit dieser beschäftigt. Es soll also nicht einfach nur davorstehen und in der Gegend umherschauen, sondern es soll sich mit der Laderampe auseinandersetzen. In dieser Phase kommt es eigentlich immer vor, dass sie auf der Rampe scharren, drauf stampfen, sie anprusten und reinbeissen – das alles ist erlaubt, und darf auf keinen Fall unterbunden oder gar bestraft werden! Schließlich muss mein Pferd ja wissen, dass der Boden hält und nicht unter ihm wegbricht. Als vorbereitende Lektionen kann man Brücke oder Podest üben, dann gewöhnt sich das Pferd an das hohle Geräusch beim Auftreten und erschrickt nicht davor. Je nach Pferd, also ganz individuell, entscheide ich dann, ob ich mich mit beschnuppern und inspizieren für diese Einheit zufrieden gebe, oder ob ich den nächsten Schritt, also das Auftreten auf die Klappe, verlange.
„Wie?!“ wird jetzt der Ein oder Andere denken, „ohne dass das Pferd im Anhänger war, jetzt einfach abbrechen und weggehen??!“ Ja, genau das! Ein weit verbreiteter Irrglaube ist leider immer noch, dass das Pferd , sobald ich in die Nähe eines Anhängers mit ihm gehe, auch unbedingt dann rauf gehen muss. „Sonst lernt es ja, dass es nicht muss, dass es gewinnt, wenn es nicht rauf geht, und dann ist Alles verloren…!“ Absoluter Nonsense!! Wenn mein Pferd mir die Bereitschaft zur Mitarbeit zeigt und aber eben einfach noch ein bißchen braucht, noch nicht bereit ist, in den Anhänger zu gehen, liegt es daran, dass es der ganzen Sache noch nicht wirklich traut. Entweder hat es nicht genug Vertrauen in mich, dass ich wirklich nichts Gefährliches von ihm verlange, oder es traut diesem Ungetüm nicht. Oder es hat vielleicht Platzangst? Wie auch immer, in jedem Falle ist es der größte Fehler, dann mit Druck zu arbeiten. All die bekannten Tricks, Futter in den Anhänger zu legen, eine Longe hinter das Pferd zu spannen, ein anderes Pferd schon in den Hänger zu stellen usw., können zu kurzfristigem Erfolg führen, ja klar. Aber sie werden an dem Grundproblem, mangelndes Vertrauen, nichts ändern. Und so wird es immer ein Pokerspiel bleiben, ob mein Pferd heute auf den Anhänger geht, oder eben nicht.
Schritt 3
Ich verlange das Auftreten auf die Laderampe. Ich stehe also in Anhänger, habe einen ausreichend langen Führstrick, oder ein Arbeitsseil, oder sogar eine Longe (empfiehlt sich bei impulsiven Pferden). Nachdem ich meinem Pferd ausreichend Zeit gegeben habe, den Anhänger zu beschnuppern, inspizieren und zu testen, fordere ich es nun auf, mir in den Anhänger zu folgen; über leichtes schütteln und bewegen meines Leitseiles. Wenn ich bei bei diesem Schritt angelangt bin ist es ratsam, vorher vom Boden aus am Leitseil die Kontrolle über die Schulter meines Pferdes aus der Distanz erarbeitet zu haben. Sonst besteht jetzt die Gefahr, dass es bei der Aufforderung mir zu folgen, zu oft am Anhänger vorbei geht. Genau das gilt es zu vermeiden – mit sanfter Konsequenz. Ob ich gleich alle 4 Hufe auf der Rampe verlange, oder nur ersteinmal einen, hängt wieder davon ab, wie nervenstark und vertrauensvoll mein Pferd ist. Gleichzeitig zu dem auf die Rampe stellen sollte mein Pferd vorab schon gelernt haben, auf Kommando stehen zu bleiben bzw. still zu stehen. Denn gerade Pferde, die es einem gern recht machen wolle, doch gleichzeitig nicht so starke Nerven haben, neigen dazu, sich vor ihrer eigenen Courage zu erschrecken. Dann ist es gut, sie in ihrem Eifer ausbremsen zu können ;-). Ebenso kann ich so vermeiden, dass es gleich nach dem auftreten auf die Klappe wieder zurückspringt. Das beenden von Schritt 3 sollte immer auf der Rampe geschehen und von mir ausgehen, indem ich mein Pferd von der Rampe runter und wegschicke. Ausgiebiges Loben finde ich hier besonders wichtig, für das mutige folgen ins Unbekannte … 😉 .