Den Begriff „Pferdeflüsterer“ kennt heutzutage wohl jeder. Und vielerorts ist man der Meinung, man müsse den Pferden „etwas flüstern“ und sich mittels „Pferdesprache“ mitteilen bzw. dem Pferd mitteilen, was man von ihm wünscht, das es doch bitte tun soll. Ganz Horse-gentle-manship- like 😉 wird „gefragt“, das Pferd „gebeten“, das Pferd „eingeladen“ …. doch wie ist es eigentlich mit dem ZUHÖREN bevor man REDET …?!
Man stelle sich vor, man ist auf einer Feier. Dort ist ein sehr netter Bekannter. Die Tischordnung des Gastgebers sieht vor, dass man den größten Teil des Abends mit diesem netten Bekannten verbringen muss. Dieser nette Bekannte ist nun wirklich nett; doch leider hört er nicht auf zu reden. Er erzählt und erzählt und erzählt; wird man etwas unachtsam, weil man des Zuhörens müde wird, hat er die unangenehme Eigenart, dass er einen „erschreckt“, er rumpelt einen dann etwas unsanft an, oder haut auf den Tisch oder irgend sowas. Die Versuche, sich aktiv an der Konversation zu beteiligen, werden von ihm irgendwie gar nicht bemerkt. Er ist so damit beschäftigt für seine Erzählungen und Ansichten Anerkennung und Zustimmung einzuholen, dass er nicht bemerkt, das die Reaktionen die er auslöst und bekommt, tatsächlich nur reaktiv und verhalten sind. Dieses Feedback von seinen Zuhörern ist nur halbherzig – weil sie wissen, dass der nette Bekannte eh Nichts anderes zulässt – und wahrscheinlich interessiert ihn auch sowieso nicht Alles, was sein Gegenüber eventuell zu sagen hätte…
Wie so ein Abend auf einen selbst wirkt, wenn man einmal in so einer Situation ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Jeder von uns hat so etwas oder Ähnliches schon irgendwann mal erlebt. Der oben beschriebene Bekannte ist der Pferdeflüsterer… ganz ehrlich, ich möchte von meinen Pferden niemals so wahrgenommen werden…! Eigentlich jeder Trainer kennt zig Möglichkeiten, dem Pferd etwas beizubringen, eine Lektion, eine Aktion, Gehorsam, Kunststückchen; eigentlich jeder Trainer „flüstert“ (mehr oder weniger) dem Pferd ständig, was es tun soll, was es lassen soll, was er wünscht, was richtig ist, was falsch ist, und so weiter, und so fort …
Meine Frage an Alle Pferdeleute, oder Leute mit Pferden: seid ihr auch in der Lage, mal zu zuhören?
Könnt ihr auch mal innehalten, und lauschen, wie sanft oder unsanft der Wind heute die Blätter bewegt?
Wie laut oder leise heute das Summen der Insekten zu hören ist? Wie klar oder dumpf heute die Geräusche aus der Ferne zu euch durchdringen?
… oder – wie laut oder leise euer Pferd heute atmet ? und wie leicht oder schwer heute sein Gemüt daher kommt …??
Meine Meinung ist, wer den Pferden nicht richtig zuhört und einfach drauf los „kommandiert“, der mag ein guter „Pferdeflüsterer“ sein und auch ein technisch versierter Trainer – doch Leichtigkeit, Anmut, Stolz und Freude, dieses überschäumende Glück, und die unbeschwerte, wilde Freiheit, all diese Dinge, wird man vergebens bei so „dressierten“ Pferden suchen.
Doch wie genau funktioniert das, das Zuhören? Die erste Regel lautet unumstritten:
ÖFFNE DEIN HERZ
denn:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche bleibt für die Augen unsichtbar“
Die zweite Regel ist meiner Meinung nach sei offen für Neues. Offen für Neues und Fremdes, jedoch nicht verklärt und verträumt. Und Drittens bleib Dir selber treu.
Auf den nächsten Seiten würde ich Dir gern helfen, Deinen Blick und Dein Gehör für Neues zu schärfen 😉 Wenn Du möchtest:
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- lautes oder leises auffußen
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- Initiatoreffekt 22. Februar 16 - Auf diese Bezeichnung bin ich gestoßen, nachdem ich eine zauberhafte Trainingseinheit mit "Lucky" erleben durfte. Dieses Erlebnis hat mich so… ...weiterlesen